Mentale rückenwind

So hel­fen Sie Ihrem Mind­set auf die Sprünge!

Wenn Neu­ro­bio­lo­gen auf Psy­cho­the­ra­peu­ten tra­fen, so gab es bis­her wenig Kon­sens: Denn Neu­ro­bio­lo­gen mes­sen elek­tri­sche Strö­me und che­misc he Reak­tio­nen im Gehirn und bewei­sen so, dass jeder Gedan­ke, jedes Gefühl allein eine Fol­ge die­ser bio­lo­gi­schen Pro­zes­se ist. Die Psy­cho­the­ra­peu­ten dage­gen behaup­ten, dass Geist und See­le nicht in der Mate­rie des Gehirns zu fin­den sind. Heu­te wis­sen wir, dass Geist und See­le die Mate­rie des Gehirns gestalten.

Unse­re geis­ti­ge Ent­wick­lung ist abhän­gig von unse­ren Erfah­run­gen. Das Gehirn kommt mög­lichst unge­formt zur Welt, um mög­lichst viel neu­es ler­nen zu kön­nen. Wir kom­men als Gene­ra­lis­ten und gehen als Spe­zia­lis­ten. Gene­tisch haben wir nichts mit­be­kom­men, außer die Lizenz zu Ler­nen. Doch schon im Mut­ter­leib beginnt das lebens­lan­ge Ler­nen und For­men des Gehirns. Töne, Gerü­che und Geschmack wer­den vom Foe­tus durch das Frucht­was­ser auf­ge­nom­men und als Infor­ma­tio­nen gespeichert. 

Aus­ge­stat­ten mit 100 Mil­li­ar­den Hirn­zel­len kom­men wir zur Welt. Jede ein­zel­ne Hirn­zel­le knüpft Kon­tak­te mit bis zu 10 000 ande­ren Hirn­zel­len. Das bil­det die Grund­la­ge für unse­ren ganz per­sön­li­chen Mind­set. Die unter­schied­li­che Ver­net­zung durch ver­schie­de­ne Erfah­run­gen, erlern­tes Wis­sen und gewon­ne­ner Weis­heit macht unse­re Indi­vi­dua­li­tät aus. Durch unse­re gespei­cher­ten Ein­drü­cke, durch­leb­te Erfah­run­gen und gemeis­ter­te Her­aus­for­de­run­gen wach­sen wir in unse­re jewei­li­ge Umge­bung hin­ein – spe­zia­li­siert als Ama­zo­nas-India­ner oder als Ein­zel­kämp­fer im Großstadt-Dschungel.

Spä­tes­tens seit der Zei­ten der Auf­klä­rung begann man sich für das Gehirn und das Den­ken zu inter­es­sie­ren. Doch Des­car­tes‘ viel­zi­tier­ter Satz: „Ich den­ke, also bin ich!“ ist nach unse­ren neu­en neu­ro­bio­lo­gi­schen Erkennt­nis­sen falsch. Unser Mind­set hat näm­lich weni­ger mit unse­ren Gedan­ken zu tun. Viel mehr sind es unse­re Gefüh­le, die unse­ren Mind­set prä­gen. Rich­tig müss­te es hei­ßen: „Ich füh­le, also bin ich!“ Denn Wis­sen allein ist ein zahn­lo­ser Tiger und sel­ten der wah­re Antrieb unse­res Schaffens.

‘Kogni­ti­ve Dis­so­nanz´ nennt man das bewuss­te Han­deln wider bes­se­ren Wis­sens. Ärz­te die rau­chen, Poli­ti­ker die betrun­ken im Auto ver­un­glü­cken, Selbst­mord mit Mes­ser und Gabel – wem fal­len kei­ne prä­gnan­ten Bei­spie­le auch aus eige­nem Fehl­ver­hal­ten ein? Das Wis­sen allein führt zu kei­ner ziel­ge­rich­te­ten Hand­lung. Viel­mehr ist es das Gefühl hin­ter dem Wis­sen, wel­ches zum ent­spre­chen­den Ver­hal­ten führt. Wem nichts mehr unter die Haut geht, der kann auch kei­ne Erfah­run­gen mehr machen. Umge­kehrt gehen gefühl­te Erfah­run­gen unter die Haut, ver­än­dern mess­bar unse­re Zel­len und sind der wah­re Motor unse­res Handelns.

Vie­le von uns nei­gen dazu, Mit­men­schen mit einem foto­gra­fi­schen Gedächt­nis zu benei­den – doch zu Unrecht! Wer in kür­zes­ter Zeit viel Wis­sen anrei­chern kann, wel­ches aber nicht mit einem Gefühl unter­legt ist, hat enor­me Schwie­rig­kei­ten, die­ses Wis­sen spä­ter zu benut­zen. Zwar kann das Wis­sen abge­ru­fen wer­den, aber es fehlt das Gefühl für die Wer­tig­keit die­ses Wis­sens. Das macht es für die­se son­der­be­gab­ten Men­schen enorm schwer, Ent­schei­dun­gen zu fäl­len, wich­ti­ges von unwich­ti­gem Wis­sen zu unterscheiden.

Grund­sätz­lich lernt und arbei­tet unser Gehirn viel leich­ter mit einem Gefühls­ver­stär­ker. Gepauk­te Latein – Voka­beln benö­ti­gen bis zu 20 Wie­der­ho­lun­gen, bis sie sicher beherrscht wer­den. Die Tele­fon­num­mer einer neu­en Lie­be sitzt aber schon nach 2 bis 3 Wie­der­ho­lun­gen fest im Hirn­kas­ten. Bis­her wur­de das Gefühl beim Ler­nen immer unter­schätzt. Wich­tig ist eine ange­neh­me Lernat­mo­sphä­re und posi­ti­ve Gefühls­welt beim Ler­nen. Denn gefühls­mä­ßig posi­tiv beleg­tes Wis­sen wird im Hip­po­cam­pus (latei­ni­scher Aus­druck für See­pferd­chen- mit viel Fan­ta­sie kann man in die­ser ana­to­mi­schen Hirn­struk­tur ein See­pferd­chen erken­nen) abge­spei­chert. Die­se wich­ti­ge Mit­tel-Hirn­re­gi­on spei­chert Ihr epi­so­di­sches Gedächt­nis, das Ein­zel­wis­sen, ist für die räum­li­che Vor­stel­lung und die Ori­en­tie­rung zustän­dig. Der Hip­po­cam­pus kann lebens­lang wach­sen. Hirn­zel­len kön­nen näm­lich mehr wer­den – ganz im Gegen­satz zur land­läu­fi­gen Mei­nung. Die Hip­po­cam­pus­re­gi­on von Lon­do­ner Taxi­fah­rern, das wur­de ein­drucks­voll bewie­sen, wird grö­ßer, je län­ger sie Taxi fahren.

Nega­tiv beleg­tes Wis­sen wan­dert dage­gen in den Man­del­kern und macht damit eines unmög­lich: näm­lich den krea­ti­ven Umgang mit die­sem Wis­sen. Die­se Hirn­re­gi­on ist für schnel­les, ein­di­men­sio­na­les Den­ken und Han­deln zustän­dig. Angriff oder Flucht, Säbel­zahn­ti­ger sehen und weg­lau­fen, have lunch or be lunch – sol­che frü­her zwei­fel­los wich­ti­gen Ver­hal­tens­mus­ter spei­chern wir im Man­del­kern. Je gestress­ter wir sind, je mehr Stress­hor­mo­ne im Blut zir­ku­lie­ren, des­to eher spei­chern wir neue Infor­ma­tio­nen im Man­del­kern ab – und kön­nen dann nichts krea­ti­ves damit anfan­gen. Mehr noch: immer wenn wir die­se Infor­ma­tio­nen abru­fen, wird das nega­ti­ve Gefühl auch gleich mit aktiviert.

Die posi­ti­ve Grund­stim­mung für unse­ren opti­mis­ti­schen Mind­set hängt ganz eng mit unse­rer Hor­mon­la­ge im Gehirn ab. Lang­zeit­stress­hor­mo­ne wie Cor­ti­sol zer­stö­ren Hirn­area­le im Hip­po­cam­pus und för­dern den Spei­cher­me­cha­nis­mus im Man­del­kern. Zwi­schen Demenz und Lang­zeit­stress besteht eine enge Kor­re­la­ti­on. Der Hip­po­cam­pus von Front­sol­da­ten ist nach drei Jah­ren Front­ein­satz nur noch halb so groß wie vor­her. Gefühls­welt und Mind­set wer­den dann aus­schließ­lich vom Man­del­kern bestimmt.

Gegen­spie­ler vom Cor­ti­sol sind die wert­vol­len auf­bau­en­den Hor­mo­ne, die uns in eine posi­ti­ve Grund­stim­mung ver­set­zen. Dopa­min ist das Glücks- und Beloh­nungs­hor­mon schlecht­hin. Sie wol­len kei­ne Scho­ko­la­de, kei­nen Sex, kei­nen Lot­to­ge­winn – was Sie eigent­lich wol­len ist Dopa­min. Die­ses Hor­mon ver­mit­telt das woh­li­ge Gefühl hin­ter allen freu­di­gen Ereig­nis­sen. Ohne Dopa­min ist Freu­de nicht mög­lich. Sero­to­nin ist das zwei­te Glücks­hor­mon, wel­ches sich immer im obe­ren Norm­be­reich befin­den soll­te. Denn bei tie­fen Spie­geln denkt man in Pro­ble­men, bei hohen Spie­geln in Lösun­gen. Bei tie­fen Wer­ten droht die Depres­si­on, hohe Wer­te ste­hen für freu­di­ge Leis­tungs­be­reit­schaft und anste­ckend gute Laune.

Unse­re begehr­ten Glücks­hor­mo­ne wer­den aus essen­ti­el­len Eiweiß­bau­stei­nen gebil­det, aus den soge­nann­ten gehirn­ak­ti­ven Ami­no­säu­ren. Bei län­ger dau­ern­dem Stress wer­den die­se Eiweiß­bau­stei­ne ver­mehrt ver­braucht. Dadurch sinkt die Syn­the­se der Glücks­hor­mo­ne. Die Stim­mungs­la­ge und Schaf­fens­kraft ver­schlech­tern sich, wodurch die gefühl­te Arbeits­be­las­tung wie­der­um ansteigt. Die Fol­ge: die Stress­hor­mo­ne stei­gen, die Bil­dung der „men­ta­len Rücken­wind­hor­mo­ne“ wird gedros­selt, die gefühl­te Arbeits­be­las­tung wächst wei­ter – die Abwärts­spi­ra­le zum Burn­out beginnt. Noch könn­te man ein­grei­fen und die Spi­ra­le stop­pen, näm­lich indem man das Hor­mon­pro­fil im Blut misst und dem Kör­per die feh­len­den essen­ti­el­len Eiweiß­bau­stei­ne zur Hor­mon­syn­the­se zuführt. Lei­der wird das nur in den sel­tens­ten Fäl­len gemacht, viel­mehr durch ver­ord­ne­te Anti­de­pres­si­va eine rosa­ro­te Bril­le auf­ge­setzt und das Pro­blem damit nach hin­ten ver­scho­ben. An der Wur­zel, sprich bei den feh­len­den gehirn­ak­ti­ven Ami­no­säu­ren zur kör­per­ei­ge­nen Pro­duk­ti­on, wird sel­ten ange­setzt. Doch das ist wich­ti­ger denn je: laut einer Stu­die von Pri­ce­wa­ter­hous­e­Coo­pers wer­den schon im Jahr 2016 mehr als die Hälf­te aller betrieb­li­chen Fehl­zei­ten durch see­li­sche Pro­ble­me wie Burn­out ver­ur­sacht sein.

Unse­rem Mind­set lie­gen viel weni­ger bewuss­te Gedan­ken zugrun­de, als man als Homo sapi­ens zunächst glau­ben möch­te. Fusio­nen schei­tern am Domi­nanz­stre­ben der Vor­stän­de, Unter­neh­men gera­ten in Schwie­rig­kei­ten, weil sie durch unbe­wuss­te Mecha­nis­men ihre Inno­va­ti­ons­fä­hig­keit zer­stö­ren. Das gefühls­be­ton­te Ego ist viel zu oft stär­ker als unse­re ratio­na­len Gedan­ken. Nur wer die­se Mecha­nis­men kennt, kann sich davon befreien.

Ach­ten Sie dar­um lang­fris­tig bit­te immer auf Ihre posi­ti­ve inne­re Grund­stim­mung. Denn die bestimmt lang­fris­tig unse­ren Mind­set, allem ratio­na­len Wis­sen zum Trotz! Ist die inne­re Klang­far­be häu­fi­ger nega­tiv als posi­tiv, so kann das an einer ungüns­ti­gen Hor­mon­la­ge lie­gen. Ursa­che dafür wie­der­um ist häu­fig ein erhöh­ter stress­be­ding­ter Ver­brauch essen­ti­el­ler gehirn­ak­ti­ver Ami­no­säu­ren. Die­se kann man dem Kör­per auf natür­li­che Art und Wei­se zufüh­ren, gene­rell über eiweiß­rei­che Nah­rung oder ganz gezielt über Nah­rungs­er­gän­zun­gen nach ent­spre­chen­der Blut­un­ter­su­chung. Bio­lo­gi­sches Neu­ro-Enhance­ment heißt das neue Zau­ber­wort, wel­ches die­ses brand­neue medi­zi­ni­sche Wis­sen in den All­tag inte­griert. Bit­te ver­wech­seln Sie das nicht mit einem Doping aus der Phar­ma­in­dus­trie. Und ganz wich­tig: gehen Sie mit sich vor gro­ßen Ent­schei­dun­gen in Klau­sur. Wägen Sie wei­se ab, wel­che inne­re Stim­me da zu Ihnen spricht. Ist es das Ego – dann ver­ges­sen Sie es! Ist es die Ratio, dann hören Sie hin. Wenn der letz­te Ent­schei­dungs­im­puls aus dem Bauch kommt – dann han­deln Sie richtig!

P.S.: Ger­ne mes­sen wir in Ihrem Blut die Hor­mo­ne. Durch das Ver­hält­nis der auf- und abbau­en­den Hor­mo­ne kann man den Burn­out-Index errech­nen. Ste­hen Sie noch im vol­len Saft, nähern Sie sich der Reser­ve oder leben Sie ener­ge­tisch bereits über Ihre Ver­hält­nis­se? Dann geht’s an die Sub­stanz und macht schnel­les Ein­grei­fen erforderlich.

3 Kommentare zu „So hel­fen Sie Ihrem Mind­set auf die Sprünge!“

  1. Sabine Kulgemeyer

    Sehr geehr­ter Herr Dok­tor Spitzbart,

    ich dan­ke Ihnen herz­lich für die­sen aus­führ­li­chen und sehr ein­leuch­ten­den Bericht.

    Ich bin weib­lich, 54 Jah­re alt und lebe der­zeit in Trennung.

    Ich habe das Gefühl in einem unend­lich tie­fen Loch zu ste­cken, aus dem es kein Her­aus­kom­men gibt.

    Lei­der habe ich die­se Situa­ti­on bereits mehr­fach in mei­nem Leben erlebt und stel­le fest, dass die kri­ti­sche Stim­mungs­la­ge immer häu­fi­ger auf­tritt. Ein­mal wur­de bereits eine depres­si­ve Epi­so­de dia­gnos­ti­ziert. Seit­dem neh­me ich Dulo­xe­tin 30 mg.

    Lei­der habe ich nicht den. Ein­druck, dass mir das Medi­ka­ment in kri­ti­schen Lebens­si­tua­tio­nen irgend­ei­ne Lin­de­rung oder Unter­stüt­zung bringt.

    Mei­ne Angst, in der jet­zi­gen fami­liä­ren Situa­ti­on erneut in eine tie­fe Kri­se zu stür­zen, ist ent­spre­chend groß. 

    Besteht even­tu­ell die Mög­lich­keit mir kurz­fris­tig zu helfen.

    Ich lebe in Deutsch­land (Nie­der­sach­sen). Mal eben auf die Schnel­le in Ihrer Pra­xis vor­bei zu kom­men, wird eher schwie­rig werden.

    Viel­leicht gibt es ja trotz allem eine Mög­lich­keit, mir zu helfen.

    Mit freund­li­chem Gruß
    Sabi­ne Kulgemeyer

  2. Lie­bes Team,
    hät­ten ger­ne einen Ter­min bei Herrn Dr. Spitz­bart für 3 Personen.
    Mei­nen Mann, für mei­nen 8 jäh­ri­gen Sohn und mich.
    Wür­den uns sehr freu­en wenn das klappt.
    Vie­len Dank.
    Freund­li­che Grüße
    Fami­lie Ertl

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Logo PRaxis Dr. med Spitzbart

Dr. Spitzbart ist spezialisiert auf präventive und orthomolekulare Medizin und leitet die erste Praxis in Österreich für Gesunde.

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