So effektiv uns die Schulmedizin bei einem Blinddarmdurchbruch oder einem Unfall hilft, so kläglich versagt sie bei chronischen Erkrankungen.
Auf dem Internistenkongress 2015 hat Kongresspräsident Professor Michael Hallek eine neue Ära der Medizin angekündigt. Die molekularbiologische Medizin sei „der Schlüssel“. Plötzlich werden auch für die Schulmedizin Zusammenhänge interessant, mit denen ich mich in meiner Praxis schon seit mehr als 20 Jahren beschäftige.
Denn: Basis unserer Gesundheit und Lebensfreude sind die essentiellen Substanzen, ohne die der Mensch nicht leben kann. Wenn aber bei genau diesen zwingend lebensnotwendigen Substanzen ein Defizit besteht, entwickeln sich daraus Krankheiten. Und gegen diese gibt es dann Medikamente. So wird Medizin gemacht. Hier bietet die Schulmedizin keine Heilung an, sondern eine oft jahrzehntelange Symptombehandlung. Und wenn ein mündiger Patient seinen Hausarzt bittet, doch einmal seinen Selen- oder Zinkspiegel zu messen, schaut der Arzt nicht selten drein wie eine Kuh, wenn es blitzt. Unverständnis, Kopfschütteln – „davon haben wir doch sowieso alle genug“, heißt es dann. Doch weit gefehlt! Defizite sind häufiger als gedacht.
Ein Beispiel: Hätten Sie oder Ihr Hausarzt bei Infektanfälligkeit, Haarausfall, Stressempfindlichkeit, Müdigkeit, Leistungsschwäche, schlechter Haut, schlechter Wundheilung oder bei unerfülltem Kinderwunsch an Zinkmangel gedacht? Liegt ein Mangel bei diesem essentiellen Multitalent unter den Spurenelementen vor, sind mehr als 300 verschiedene Enzyme blockiert. Folglich läuft der Körper nicht rund. Auch für die Hormonbildung spielt Zink eine entscheidende Rolle. Das männliche Keimdrüsenhormon Testosteron, das Stimmungshormon Serotonin sowie das Antriebshormon Dopamin sind immer von einem ausreichenden Zinkspiegel abhängig. Auch ein relativer Mangel kann sich da schon negativ auswirken. Man muss ja noch nicht gleich an Krankheit denken. Aber ein bisschen weniger Antrieb oder ein bisschen weniger Lebensfreude sind dann wie wie eine leicht angezogene Handbremse – nur findet man den Hebel nicht, um sie zu lösen.
Weltmeister bei der Zinkzufuhr ist die Auster. Aber auch Käse (Emmentaler), Leinsamen, Fisch, Fleisch und Kürbiskerne sind gute Zinkquellen. Bei einem nachgewiesenen Mangel verordne ich schon einmal vorübergehend ein Zinkpräparat, um die Speicher effektiv aufzufüllen. Prinzipiell sollten wir uns immer die Wichtigkeit der essentiellen Spurenelemente, Aminosäuren, Fettsäuren und Vitamine vor Augen halten. Und wenn man den Eindruck hat, sein Potenzial nicht voll auszuschöpfen, ist eine Messung dieser Stoffe höchst interessant. Die Zusammenhänge zwischen Defiziten und Krankheiten habe ich in meinem neuen Buch „Entschlüsseln Sie Ihren Gesundheitscode“ beschrieben.
Ich bin selbst immer wieder begeistert, wenn es gelingt, durch so einfache Maßnahmen Medikamente zu vermeiden, Krankheiten zu heilen oder ihnen vorzubeugen. Medizin muss gar nicht so kompliziert sein und sollte vor allem nicht erst dann ansetzen, wenn eine Krankheit auftritt. Hier muss man besonders die Herren der Schöpfung ermahnen. Wenn in meiner Praxis Männer auftauchen, steckt nicht selten eine kluge Frau dahinter.